Im Jahr 2022 hat auch das Baugewerbe schwerwiegende RĂŒckschlĂ€ge hinnehmen mĂŒssen. Nachdem die Branche die Pandemie und alle damit verbundenen Auswirkungen, verglichen zu anderen Industrien, sehr gut meistern konnte, ist dieses Jahr von Krisen geprĂ€gt, die sich langfristig auf die Arbeit im Bau auswirken wird: Dabei hat insbesondere der Ukrainekrieg dazu beigetragen, dass Materialknappheit und explodierende Materialpreise den Alltag fĂŒr viele Bauunternehmen erschwert.
Doch auch neben der Pandemie und dem Krieg haben sich Trends entwickelt, die auch das kommende Jahr massiv beeinflussen werden. Nachfolgend haben wir fĂŒnf Trends zusammengefasst, die das Baugewerbe im Jahr 2023 und darĂŒber hinaus prĂ€gen werden.
FachkrÀftemangel
Blickt man auf die letzten Jahre zurĂŒck, ist nicht nur die Bauindustrie, sondern viele verschiedenen Branchen vom FachkrĂ€ftemangel betroffen. Dabei spitzt sich die Lage insb. im Bau weiterhin zu, was das NĂŒrnberger Institut fĂŒr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mit ihrem jĂŒngsten Bericht belegt. Im ersten Quartal des Jahres 2022 gab es im Baugewerbe knapp 200.000 offene Stellen, die nicht besetzt wurden bzw. besetzt werden konnten.
Dabei ist festzustellen, dass sich in den letzten 12 Jahren die offenen Positionen im Bau vervierfacht haben: Im Jahr 2010 waren es ânurâ knapp 50.000 FachkrĂ€fte, die dem Bau gefehlt haben. Obwohl natĂŒrlich auch andere Industrien mit dieser Thematik zu kĂ€mpfen haben, ist in der gesamten Wirtschaft lediglich eine Verdoppelung der offenen Stellen festzustellen. Die Herausforderung des FachkrĂ€ftemangels wird somit auch die nĂ€chsten Jahre die Bauindustrie prĂ€gen. Die Prognosen der Neueinsteiger im Bau lassen auf keinen RĂŒckgang dieses Mangels schlieĂen, was dazu fĂŒhrt, dass sich Unternehmen im Bau nach alternativen Lösungen umsehen mĂŒssen.
Dabei gehört Ressourceneinsparung, Prozessoptimierung und Entlastung der derzeitig BeschĂ€ftigten zu den aufkommenden Aufgaben fĂŒr Baufirmen. Dabei belegen bereits einige Bauunternehmen, wie digitale Tools Ihnen den Alltag erleichtern und wie zeitintensive Aufgaben so minimiert werden können.
Materialmangel & LieferengpÀsse
Obwohl die Auftragslage trotz der Pandemie und des Ukrainekriegs nach wie vor gut ist, fehlt es vielerorts an Material: Fast jedes zweite Hochbauunternehmen meldete im Juni LieferengpĂ€sse von ihren Lieferanten, auch im Tiefbau waren es ca. 40 Prozent. Besonders schwerwiegend ist derzeit der Maschinenbau von der Materialkrise betroffen, wonach derzeit 87 Prozent aller Unternehmen ihre Lieferketten derzeit âmerklich oder gravierend beeintrĂ€chtigtâ sehen, belegt ein Bericht vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).
FĂŒr Bauunternehmen bedeutet dies oftmals, dass neben dem Erweitern des eigenen Lieferanten-Netzwerks, auch die Beziehung zu den Bestandslieferanten weiterhin optimiert werden muss. So sind fĂŒr Lieferanten gute GeschĂ€ftsbeziehungen oftmals ausschlaggebend dafĂŒr, welche Bauunternehmen Material geliefert bekommen und welche Kunden sich weiterhin gedulden mĂŒssen.
Erhöhte (Material)Kosten
Als Folge der MaterialengpĂ€ssen steigen die Kosten fĂŒr Material und Bauprojekte. Der Preis fĂŒr Neubauten ist im Mai um 18 Prozent gestiegen, was den stĂ€rksten Anstieg seit 1970 bedeutet. Dabei können Bauunternehmen die erhöhten UmsĂ€tze jedoch nicht in Gewinne wandeln, denn die Unternehmen können die erhöhten Kosten nur selten weitergeben und bleiben somit auf den immer weiter steigernden Kosten sitzen.
Einen besonders hohen Anstieg der Materialpreise verzeichnen Metallbauarbeiten (+23,6 Prozent), sowie Betonarbeiten (+23 Prozent). Lieferanten sind dabei kaum noch in der Lage zuverlĂ€ssige Preisangaben zu Material zu machen, weshalb Bauunternehmen ihre Projekte und Angebot nicht mehr verlĂ€sslich planen können. TĂ€glich neue Preiserhöhungen und -anpassungen gehören dabei zum Alltag und werden dabei auch nicht immer kommuniziert: Die reine VerfĂŒgbarkeit hat eine höhere Relevanz als der Preis.
Bauunternehmen wird dabei empfohlen, verfĂŒgbares Material zu einem möglichst moderatem Preis auf Lager zu kaufen, um weitere Preiserhöhungen aus dem Weg zu gehen. Dies ist jedoch in der Praxis nur selten möglich, da auch die Preisschwankungen nur schwierig zu prognostizieren sind und von vielen Faktoren beeinflusst werden.
Die wohl effektivste Methode gegen die derzeit hohen Materialkosten vorzugehen ist sich eng mit seinen Lieferanten auszutauschen und digitale, zeitsparende Zusammenarbeit mit den eigenen Lieferanten in den Fokus zu rĂŒcken. Dabei können verschiedene Softwareanbieter hilfreiche Tools zur VerfĂŒgung stellen, die sowohl dem Handel als auch dem ausfĂŒhrenden Bauunternehmen Zeit im Arbeitsalltag spart.
Nachhaltiges Bauen
Auch wenn das Ziel nachhaltiger zu bauen bereits seit einigen Jahren kommuniziert wird, hĂ€ngt Deutschland nach wie vor bei den Klimazielen hinterher. Dies bedeutet, dass auch weiterhin in den nĂ€chsten Jahren der Bauprozess und die Materialauswahl weiterhin optimiert werden mĂŒssen, um diese Ziele zu erreichen und einen echten Wandel zu gestalten.
Denn die Baubranche ist in Deutschland fĂŒr knapp 60 Prozent des Abfalls und 14 Prozent der COâ-Emissionen verantwortlich. Dabei fĂ€llt es vielen Bauunternehmen schwer, wie man nachhaltiger Methoden implementiert und umsetzt. Dass jedoch schon teils einfache Optimierungen in der alltĂ€glichen Arbeit die Nachhaltigkeit fördern kann, ist vielen FachkrĂ€ften nur teilweise bewusst. Einen gemeinschaftlichen Wandel ist dabei nur mit Zusammenarbeit und Austausch möglich - zwischen Unternehmen, FachkrĂ€ften, Experten, Startups und VerbĂ€nden.
BIM (Building Information Modeling)
Nicht zuletzt die Bundesregierung erhöht die Relevanz von BIM. In einem neu veröffentlichten Dokument hat das Bundesministerium fĂŒr Digitales und Verkehr (BMDV) neue zentrale DigitalisierungsmaĂnahmen gebĂŒndelt. So soll ab dem Jahr 2025 BIM fĂŒr den BundesfernstraĂenbau standardmĂ€Ăig eingesetzt werden, nachdem dies bereits fĂŒr den Schienenbau gilt. Um somit in diesem Jahr diesen Standard zu erfĂŒllen, mĂŒssen und werden sich Unternehmen bereits zuvor schon mit BIM mehr und mehr auseinandersetzen, um bis zum Stichtag im Jahr 2025 gut in diesem Gebiet aufgestellt zu sein.
Im europĂ€ischen Vergleich bleibt GroĂbritannien fĂŒhrend bei der Implementierung und erfolgreichen Nutzung von BIM in Bauprojekten. Dennoch ist zu erkennen, dass weitere europĂ€ischen MĂ€rkte nachziehen, so auch Deutschland, wo immer mehr Schritte zur Standardisierung von BIM fokussiert werden.
An den BIM Tagen Deutschland werden genau diese Themen diskutiert. BIM sowie weitere digitale Tools helfen der Baubranche bei der Optimierung von Prozessen, sowie dem Ziel der KlimaneutralitĂ€t. Ăbrigens: CATHAGO hat sich fĂŒr den Startup-Wettbewerb an den BIM Tagen Deutschland qualifiziert, mehr dazu gibt es am 16. September inkl. Online-Voting.
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